Wirtschaft

Berliner Gründer finden keine Mitarbeiter mehr

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Für junge Unternehmen in Berlin wird es immer schwieriger Mitarbeiter zu finden. Dabei ist das größte Problem nicht der Fachkräftemangel, sondern das Gehalt.

New Work. Start-ups können bei Mitarbeitern häufig mit flexiblen Arbeitsbedingungen punkten. Doch es hapert an der Bezahlung.

Vor ein paar Monaten hat das Handelsunternehmen Metro sich in der Start-up-Szene so richtig unbeliebt gemacht. Mit einer Plakatkampagne zeigte der etablierte Konzern vermeintliche Risiken und Nachteile der Arbeit in einem gerade erst gegründeten Unternehmen auf – und wollte auf diesem Wege junge Mitarbeiter für sich selbst gewinnen.

Eine neue Studie der Unternehmensberatung PwC macht nun deutlich, dass Metro damit den empfindlichsten Punkt der Berliner Gründerszene getroffen haben könnte. Der Erhebung zufolge, die dem Tagesspiegel vorliegt, wird es für Start-ups in der Region nämlich immer schwerer, neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Demnach berichten sechs von zehn Gründer von Problemen bei der Mitarbeitersuche. 44 Prozent bewerten die Herausforderungen in der Personalplanung als sehr groß oder eher groß. In keinem anderen Bereich ist der Handlungsdruck den Angaben zufolge so groß.

Diese Entwicklung wirkt umso dramatischer, da zwei Drittel der Startups in der Region eigentlich damit planen, weitere Mitarbeiter einzustellen. Der Hauptgrund für die Probleme ist allerdings nicht der Fachkräftemangel, sondern zu hohe Gehaltsforderungen der Bewerber. Für fast die Hälfte der Gründer stellt der verlangte Lohn ein Problem dar. Dass zu wenige Fachkräfte verfügbar sind, beklagen nur 37 Prozent.

Mehr als drei Viertel der Start-ups sind profitabel

Doch anders als bei steuerlichen, rechtlichen oder finanziellen Fragen suchen sich junge Unternehmer für die Personalplanung kaum externe Beratung. Nur sechs Prozent der Gründer haben sich laut der PwC-Studie bei der Mitarbeitersuche helfen lassen.

Beim Vergleich mit dem Rest der Republik steht die Berliner Start-up-Szene den Zahlen zufolge gut da. Die Gründer der Hauptstadt rechnen für 2018 im Schnitt mit zehn Prozent Zuwachsraten beim Umsatz, bundesweit sind es nur acht Prozent. Gleichzeitig arbeiten mehr als drei Viertel der Berliner Start-ups schon jetzt profitabel.

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Das Humankapital will wohl nicht länger arm und sexy bleiben. Für viele Bewerber stellen wohl u.a. die explodierenden Mieten und Lebensunterhaltungskosten ein Problem dar.

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Thomas Kieper, Leiter des PwC-Standorts in Berlin, betont noch eine andere Erkenntnis seiner Studie. „Wir stellen fest, dass Venture Capital (VC) in der Berliner Gründerszene eine immer größere Rolle spielt“, so Kieper. „Gerade Unternehmen engagieren sich in diesem Bereich deutlich stärker als zuletzt.“ Tatsächlich war Wagniskapital 2018 laut der Studie bislang in 24 Prozent der Fälle Bestandteil der Finanzierungen. Im vergangenen Jahr war der Wert nur halb so hoch.

Junge Unternehmen schätzen etablierte Konzerne

Dabei wuchs vor allem der Anteil von VC-Finanzierungen durch Unternehmen stark an. „Hier zeigt sich, dass die Berliner Szene Kapitalgeber anzieht, die ihr Investment mehr und mehr auch unter strategischen Gesichtspunkten betrachtet“, ergänzt Ashkan Kalantary, Leiter der PwC-Start-up-Initiative Next Level in Berlin.

Auch im Bereich Kooperationen scheinen Berliner Gründer große Unternehmen zu schätzen. Fast jedes zweite Berliner Start-up arbeitet der Studie zufolge mit etablierten Playern zusammen. 47 Prozent hoffen dabei auf die Erschließung neuer Vertriebskanäle, 38 Prozent auf den Zugang zu neuen Kundengruppen.

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