Wirtschaft

Deutsche Bank vor nächster Milliarden-Strafe

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Die Russland-Affäre der Deutschen Bank ist wohl umfangreicher als gedacht: Bis zu zehn Milliarden Dollar könnten Kunden gewaschen haben. Für das Geldhaus könnte das sehr teuer werden.

Wie dunkle Schatten der Vergangenheit lasten die Affären auf der Bank und ihrem neuen Chef John Cryan.

John Cryan hat recht behalten. Nur, ob dem Chef der Deutschen Bank das in diesem Fall gefällt? Die Probleme mit fragwürdigen Geschäften ihres Ablegers in Russland werden für die Deutsche Bank jedenfalls noch größer. Kunden haben dort offenbar Schwarzgeld im Volumen von insgesamt zehn Milliarden Dollar gewaschen und damit vier Milliarden mehr als bislang bekannt. Dies hat die Bank dem Vernehmen nach bei internen Untersuchungen aufgedeckt und darüber die Behörden informiert. Heikel für das Institut sind vor allem die Untersuchungen des US-Finanzministeriums und der Finanzbehörde von New York. Da es um Dollar geht, befassen sie sich bereits seit Sommer mit den dubiosen Geschäften, in die angeblich auch Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin verwickelt sind.

Bereits im Oktober hatte Deutsche Bank-Chef Cryan durchblicken lassen, dass ihm die Vorgänge in Moskau große Sorge bereiten. Ohne Details zu nennen, sagte er damals, dass auch wegen der fragwürdigen Geschäfte in Russland Rückstellungen gebildet worden seien – zusätzlich zu den ohnehin vorgesehenen 1,2 Milliarden Euro für das dritte Quartal. Sie könnten aber nicht ausreichen, hatte Cryan hinzugefügt, das Institut sei an dieser Stelle „verwundbar“. Insgesamt hat die Bank aktuell 4,8 Milliarden Euro für weitere Strafzahlungen reserviert.

Deutsche Bank ermittelt intern

Eine Sprecherin der Deutschen Bank betonte am Dienstag, dass man mit den Behörden in Deutschland, Russland, Großbritannien und den USA zusammenarbeite. Einzelheiten zu den neuen Hinweisen wollte sie aber nicht nennen. Die Bank hatte schon im Herbst erklärt, dass es um Aktiengeschäfte in „erheblichem“ Umfang gehe, die von Kunden in Moskau und London getätigt worden seien. Sie selbst untersucht die Vorgänge schon seit über einem Jahr und hat dabei „bestimmte Verstöße gegen Bankverordnungen und Mängel im Kontrollumfeld“ des Instituts festgestellt. Die Untersuchungen laufen immer noch. Gegen einzelne Personen seien disziplinarische Maßnahmen eingeleitet worden. Sollte es gerechtfertigt sein, werde man gegen weitere Personen vorgehen. Mehrere Mitarbeiter wurden offenbar suspendiert, darunter angeblich der Leiter des Aktienhandels in Russland. Er bestreitet aber dem Vernehmen nach die Vorwürfe.

Im Oktober hatte es geheißen, dass Kunden der Bank Aktien über sogenannte Mirror Trades in Moskau mit Rubel gekauft und gleichzeitig in London gegen Dollar verkauft hätten. Dies könnte zu Geldwäschezwecken erfolgt sein. Bei den jetzt gemeldeten vier Milliarden geht es angeblich zwar um ähnliche Transaktionen, die aber nur zum Teil über die Deutsche Bank gelaufen sein sollen.


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Auch Vertraute von Putin betroffen?

Möglicherweise ermitteln die US-Behörden auch wegen Sanktionsverstößen der Deutschen Bank gegen die Auflagen, die im Blick auf Russlands Rolle im Ukraine-Konflikt bestehen. Dabei geht es um eventuelle Geschäfte mit Vertrauten von Russlands Präsident Wladimir Putin, dessen Umfeld seit der Krimkrise mit Strafmaßnahmen belegt ist.

Vor allem darin sehen Beobachter ein großes Risiko für die Bank. Die Commerzbank hatte im Frühsommer 1,45 Milliarden Dollar zahlen müssen, weil sie gegen US-Sanktionen gegen den Iran und andere Staaten verstoßen hatte. Auch andere europäische Großbanken waren mit erheblichen Beträgen zur Kasse gebeten worden. Aus Finanzkreisen hieß es am Dienstag, für die Deutsche Bank könne eine Strafe für die Vorgänge in Moskau Dimensionen des Skandals um den Interbankenzins Libor annehmen. Dafür musste das Institut in den USA und in Europa rund drei Milliarden Euro zahlen. Bislang wurde die Deutsche Bank von der russischen Zentralbank wohl lediglich mit einer Strafe von 5000 Dollar belegt.

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