Wirtschaft

Eine Million für eine Flasche Whisky

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Ein Sammler aus Fernost zahlt einen Rekordpreis für eine schottische Flasche von 1926. Als Geldanlage taugt der Tropfen nur bedingt.

Edler Tropfen. Der teuerste Whisky der Welt geht nach Fernost.

947 000 Euro: So viel war einem Käufer bei einer öffentlichen Auktion in Edinburgh eine Flasche schottischer Whisky wert. Diese Summe ist Weltrekord und zugleich Zeugnis eines Trends. Denn längst ist Whisky nicht mehr nur etwas für Genießer. Risikofreudige Investoren und Sammler haben es auf das goldene Getränk abgesehen. Aber lohnt sich das Investment in Whisky?

„Der Hype läuft nun schon einige Jahre“, sagt Severin Simon, Vizepräsident des Verbandes Deutscher Whiskybrenner, auf Anfrage. Flaschen wie der in Schottland versteigerte Macallan Valerio Adami seien reine Sammlerobjekte, die nur einen sehr kleinen Anteil der weltweiten Whiskyproduktion ausmachten. Er betont außerdem, dass der Bestand älterer Whiskys zunehmend sinke. Gleiches gelte für den Bestand der teils über 150 Jahre alten Eichenfässer, in denen das teure Genussmittel lagert.

Auch Marcus Weber vom Raritätenhandel Finest Whisky verfolgt diese Entwicklung. „Durch die sozialen Medien ist der Sammlerbereich mittlerweile gut vernetzt“, hat er beobachtet. Dort diskutieren Kenner in Foren über die Wertentwicklung und Qualität einzelner Flaschen, verschiedene Indizes sollen bei der Geldanlage Sicherheit schaffen. Weber zufolge kommen Liebhaber aus der ganzen Welt, um Raritäten auf dem europäischen Markt zu erwerben.

Versteigerte Flasche wurde 1926 gebrannt

Steigendes Interesse gebe es zum Beispiel aus dem Fernen Osten. Ein Drittel bis 40 Prozent aller Verkäufe des Rekord-Auktionshauses Bonhams gehen in diese Region. Tatsächlich stammt auch der Käufer des Rekordwhiskys aus Asien. Die in Schottland versteigerte Flasche wurde 1926 gebrannt. Nur 24 Flaschen der Spirituose wurden dann 60 Jahre später, also 1986, abgefüllt. Die Etiketten der Flaschen designten die Künstler Peter Blake und Valerio Adami. Wie viele der Flaschen noch existieren, ist nicht bekannt. Im Mai dieses Jahres war jedoch bereits eine weitere Flasche aus demselben Fass in Hongkong verkauft worden – für rund 45 000 Euro weniger als jetzt.


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Ob sich Whisky als Kapitalanlage eignet, ist dennoch fraglich. Der Wert der Flaschen setze sich aus vielen verschiedenen Faktoren zusammen, erläutert Weber. Dazu gehöre der Bekanntheitsgrad der Destillerien, Alter und Zustand der Etiketten und Flaschen sowie deren Füllstand. Allen voran sei die oft schwer vorauszusehende Nachfrage entscheidend. Es komme vor, dass ein Whisky bei einer Auktion einen sehr hohen Preis erziele und bei der nächsten lediglich für die Hälfte verkauft werde. Neben den Preisschwankungen zwischen den Auktionen gebe es auch längerfristige Marktschwankungen. So sei etwa in den 1980er Jahren die Nachfrage weltweit nur sehr gering gewesen.

Die Wertentwicklung sei alles in allem kaum vorauszusagen, „im Spitzensegment könnten die Preise einigermaßen stabil bleiben“, vermutet Weber. Denn die Produktqualität sei hier sehr hoch und bleibe auch bestehen, wenn das Interesse der Sammler schwinde. Dennoch bleibt bei der Investition ein hohes Restrisiko. Denn „ein Modetrend lässt sich schwer steuern“, meint Verbandsvize Simon. Spätestens wenn die Flasche auf den Boden fällt, ist die Rendite ohnehin verloren. Oder wenn sie ausgetrunken wurde.

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