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Ringen um Doping-Kronzeugenregelung – DOSB: «Klar dafür»

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Auch als Konsequenz aus dem massiven Dopingskandal um die nordische Ski-WM werden die Stimmen für eine Kronzeugenregelung lauter. Doch noch gibt es Widerstand.

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Berlin (dpa) – Eine Mehrheit von Vertretern aus dem Sport, Fachpolitikern und Experten hat sich für die Ausweitung des deutschen Anti-Doping-Gesetzes um eine Kronzeugenregelung ausgesprochen. Auch nach dem Doping-Skandal von Seefeld und Erfurt gibt es dafür aber noch politische Hürden zu überwinden.

«Wir sind eindeutig und klar dafür – und waren das auch immer. Die Kronzeugenregelung ist so, wie sie im Anti-Doping-Gesetz enthalten ist, aus unserer Sicht nicht ausreichend», sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann in Berlin nach einer Sitzung des Sportausschusses im Bundestag. «Heute hat sich in den Darstellungen bestätigt, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, Betrüger im Kreis der Athleten und im Umfeld aufzudecken.»

Befürworter einer Kronzeugenregelung sehen darin ein wichtiges Instrument, um stärker an die Hintermänner bei Dopingvergehen zu kommen. Aussagewillige Sportler sollen mit einer derartigen Regelung weitgehend von Strafverfolgung befreit werden können.

«Im Endeffekt hoffe ich, dass es eine parlamentarische Mehrheit dafür gibt, dass das Anti-Doping-Gesetz um eine Kronzeugenregelung erweitert wird», sagte Dagmar Freitag, Sportausschuss-Vorsitzende des Bundestages. Nach Angaben der SPD-Politikerin hätten alle eingeladenen Praktiker bei der Sitzung erklärt, dass dies «sinnvoll» sei. An dem Treffen nahmen unter anderen Günter Younger, Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur, sowie die Vorstandsvorsitzenden der Nationalen Anti-Doping-Agentur, Andrea Gotzmann und Lars Mortsiefer, teil.

Einzig das Bundesministerium für die Justiz habe sich weiterhin «tendenziell skeptisch bis negativ», berichtete DOSB-Chef Hörmann. CSU-Politiker Stephan Mayer, der für den Sport zuständige Staatssekretär im Bundesinnenministerium, erklärte dennoch, dass er zuversichtlich sei, gemeinsam mit dem Justizministerium zu einer vernünftigen Lösung zu kommen.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt nach den Razzien bei der nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Tirol sowie bei einem Arzt in Erfurt weiter gegen 21 Sportler aus acht europäischen Ländern, die mutmaßlich Eigenblut-Doping betrieben haben sollen.

Einen Medienbericht, dass sich darunter ein deutscher Athlet aus dem Bereich Eisschnelllauf befinden soll, kommentierte Kai Gräber, Leiter der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Doping in München, nicht. «Es ist schwierig, es wird viel spekuliert.» Weitere Informationen könnten nicht gemacht werden, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Insgesamt wurden bislang neben dem Hauptbeschuldigten Sportarzt Mark S. vier Personen aus dessen Doping-Netzwerk festgenommen.

Auch Gräber sprach sich für eine Kronzeugenregelung aus. «Dieser Fall zeigt, dass es ohne Informationen aus der Szene nicht gehen wird», sagte er. Das Anti-Doping-Gesetz war in Deutschland – gegen den Widerstand des Sports – im Dezember 2015 verabschiedet worden.

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