Kultur

Kriegt man mit der Mandoline jede rum?

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Die Mandoline war mal ein Instrument für Straßenklampfer. Bis der Israeli Avi Avital kam. Er will sein Instrument neu definieren. Er hat es fast schon geschafft. Jetzt spielt er im Yellow-Lounge-Livestream aus Seoul. 0

Ob es die Mädchen waren? Sicher wollte der 1978 in Be’er Sheva geborene Avi Avital nicht unbedingt zum Don Giovanni werden, der unter dem Fenster einer augenblicklich Angebeteten jene auf der Mandoline umzirpt. Aber die Sinnlichkeit dieses Instruments hat den Israeli früh gelockt.

Das Instrument ist in Israel erstaunlich populär, fast jedes Kibbutz hatte früher sogar ein Mandolinenorchester. Die Tradition stammte aus dem zentralen und östlichen Europa. Und außerdem hatte sich der Nachbar, Jacob Reuven, einer der renommiertesten klassischen Mandolinisten Israels, gerade ein neues Instrument gekauft. Reuven überließ Avi sein altes Instrument, mit acht Jahren wurde er bereits Mitglied des sehr aktiven lokalen Jugendorchesters.

Doch schon Klein Avi wollte mehr, und so ging er später in die italienische Heimat der Mandoline. Er zog nach Mailand, um dort am Conservatorio Cesare Pollini di Padova seine musikalische Ausbildung zu ergänzen. Doch wie sein Erfolg bei den Mädels wuchs, so entwickelte sich auch sein Sendungsbewusstsein: „Mein Ziel ist es, die Mandoline und ihr Repertoire weiterzuentwickeln und neu zu definieren.“

Das hat er geschafft. Er arbeitet er mit einer Reihe von Komponisten zusammen, die ihm Werke widmeten, unter ihnen der georgische Komponist Josef Bardanaschwili und der Israeli Avner Dorman, der Klänge des mittleren Orients mit Elementen von Bluegrass und russischer Volksmusik vereint. Inzwischen tritt Avi Avital sogar in der Carnegie Hall auf. 2011 war er der erste Mandolinist, der jemals für einen Grammy nominiert wurde.

Und weil selbst die großen Labels heute das Besondere suchen, Harfenisten, Akkordeonisten, Sitarspieler, Tubisten, Bratscher statt immer neue, austauschbare Geiger, Pianisten und Cellisten, schlug auch für den inzwischen in Berlin lebenden Avi Avital die CD-Stunde. Er ist Deutsche-Grammophon-Exklusivkünstler und hat neben Bach und Vivaldi auf „Avital meets Avital“ mit dem Jazz-Bassiten Omer aus dem gleichem Familienstamm sogar schon die marokkanische Kultur ihrer nach Israel emigrierten Eltern musikalisch erkundet.

So reicht sein Repertoire vom Klezmer und Folklore über Barockmusik, Jazz bis zur zeitgenössischen Klassik. Eine enge Zusammenarbeit verbindet ihn auch mit der Kammerakademie Potsdam. Er musizierte intensiv mit Giora Feidman und Richard Galliano und hatte Auftritte auf den Sommerfestivals von Tanglewood, Luzern, Spoleto und Ravenna. Und die Mädels? Kein Kommentar. Der Mandolinenspieler genießt und zupft.

Mehr über Avi Avital finden Sie hier.

Mehr über Esther Yoo finden Sie hier.

Yellow Lounge mit Avi Avital und Esther Yoo in Seoul

Bei der Yellow Lounge treten seit 2001 hochkarätige Solisten dort auf, wo sonst zu Techno getanzt wird. Klassik trifft Clubkultur. Sie wurde in Berlin gestartet, seit 2004 gibt es sie weltweit: In London, Paris, Stockholm, Wien, Sydney und Buenos Aires. Jetzt kommt die Yellow Lounge auch aus Asien.

Weitere Informationen unter yellowlounge.com

WELT ist bei den Konzerten Medienpartner und streamt alle Yellow Lounges auf WELT.de und Facebook live.

Yellow-Lounge-Playlist

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